In Teil 4 unserer Serie zur Digitalen Kommunikation in der Solarthermie-Branche stellen wir Ihnen Twitter vor. Der Kurznachrichtendienst ist das soziale Netzwerk für Politiker, Journalisten, Lobbyisten und andere meinungsstarke Personen. Auch Unternehmen und Verbände aus der Solarwärme-Branche machen sich hier für ihre Technologie stark.

Im November vergangenen Jahres hatte Torsten Lütten, Vertriebsleiter bei Savosolar, Greta Thunberg etwas Wichtiges mitzuteilen. Ein Manager eines großen Energieversorgers habe ihm erzählt, dass seine Mitarbeiter Dekarbonisierung von ihm forderten – und zwar weil ihre Kinder das verlangten. In der Folge würde das Management seine Anstrengungen, CO2 einzusparen, verdoppeln. Das sei der Greta-Effekt, teilte Lütten „dear @Greta Thunberg“ mit. Natürlich schrieb Lütten keinen Brief und auch keine E-Mail. Er adressierte Thunberg öffentlich über den Social Media-Kanal Twitter. Mit Erfolg: Knapp 2.600 Likes bekam er für seinen Tweet. Über 400 Mal wurde er bisher retweetet, also in anderen Twitter-Netzwerken geteilt.

Von Greta Thunberg mit ihren 4,1 Millionen Twitter-Followern ist Lütten zwar noch weit entfernt, aber auch er ist mit 2.180 Followern in dem sozialen Netzwerk gut unterwegs. Und er zeigt, wie auch Beschäftigte in der Solarthermie-Branche hier für Klimaschutz allgemein und solares Heizen im Besonderen die Werbetrommel rühren können. Seinem Beispiel folgen Unternehmen und Verbände aus der Solarwärmebranche, zumal die Bedeutung von Social Media mittlerweile unbestritten ist. Da lernen die Newcomer als erstes, dass es Zeit und Geduld braucht, um eine nennenswerte Zahl an Followern aufzubauen. Wer dies mitbringt, zusammen mit guten Inhalten, kann dort einiges erreichen.

Je aktueller, desto besser

Twitter ist ein Mikroblogging-Dienst, bei dem sehr kurze Nachrichten (Tweets) veröffentlicht werden. In den ersten Jahren durften die Tweets maximal 140 Zeichen lang sein, es war auch nicht möglich, Fotos mitzusenden. Das hat das US-amerikanische Unternehmen vor einigen Jahren geändert. Seither darf ein Tweet 280 Zeichen lang sein, außerdem können Fotos und Videos mit veröffentlicht werden. Wie viel oder, besser gesagt, wie wenig das ist, zeigen die folgenden kursiv markierten Wörter. Dies sind 280 Zeichen:

Twitter betrachtet sich als Echtzeitmedium und lebt von Aktualität. Ein Beispiel dafür sind die Tweets, die während Veranstaltungen und Fernsehsendungen wie Talkshows abgesetzt werden. Hierfür gibt es spezielle Hashtags. Das sind Suchbegriffe, denen eine Raute vorangestellt wird.

Kürzere Tweets sind gleichwohl besser, denn sie machen es den Followern einfacher, sie mit einem eigenen Kommentar in ihren Netzwerken zu teilen.

Ein Medium für alle

2006 gegründet, hat sich Twitter neben Facebook und Instagram zu einem der wichtigsten Social Media-Kanäle entwickelt. Seine Sternstunde feierte der Kurznachrichten-Dienst 2009: an dem Tag, als ein Airbus kopfüber in den Hudson River vor New York sank. Das spektakuläre Foto wurde damals von einer Privatperson namens Janis Krums über Twitter verbreitet. Noch bevor Nachrichtensendungen im Fernsehen oder Radio davon berichten konnten, hatte sich das Bild über Twitter hundertfach in alle Welt verbreitet. Die klassischen Medien zogen nach und nutzten hierfür Krums‘ Foto. Einige bezeichnen dies als Geburtsstunde des „Bürgerjournalismus“. Für die Gründer des Start-ups war es in jedem Fall die beste Werbemaßnahme, die sie sich hätten wünschen können.

2010 veröffentlichte das Unternehmen eine App für internetfähige Handys. Im gleichen Jahr meldete Twitter über 100 Millionen Nutzer. Zehn Jahre später verzeichnet Twitter laut Statistik von Futurebiz jeden Tag 186 Millionen aktive Nutzer. Im Vergleich zum Vorjahr liegt das Wachstum in diesem Jahr bei 34 Prozent.

Meinungsstarke Kommunikation

Wie in den anderen sozialen Netzwerken geht es bei Twitter um die direkte Kommunikation und Interaktion. Inhaltlich dreht es sich vor allem um die persönliche Meinung und Anliegen, für die jemand sich engagiert. Je meinungsstärker jemand ist, desto größer sind die Chancen auf eine hohe Zahl an Followern.

Bei Twitter sind PolitikerInnen und Lobbyisten aktiv, Journalisten, Prominente aus der Film- und Musikbranche und dem Sport, aber auch VertreterInnen von Verbänden und Unternehmen. Und natürlich Millionen von Privatpersonen, die ihre Meinung kundtun wollen.

Kaum jemand hat so sehr als Twitterer von sich reden gemacht wie der US-amerikanische Präsident Donald Trump. Unverblümt tut er seine Meinung kund und betreibt hier Politik. 86 Millionen Follower hat Trump aktuell. Sein Vorgänger Barack Obama, der sich als „Dad, husband, President, citizen“ beschreibt, zählt 122,6 Millionen Follower. Für die deutsche Bundesregierung twittert Regierungssprecher Steffen Seibert, er kommt auf rund 960.000 Follower.

Aus der Solarthermie-Branche ist zum Beispiel die internationale Nachrichten-Plattform Solarthermalworld, die Bärbel Epp für das Europäische Kupferinstitut betreibt, sehr rührig. Unter der Adresse www.twitter.com/solarthermal verbreitet in ihrem Auftrag Riccardo Battisti unermüdlich an rund 4.060 Follower Kurznachrichten aus der Solarthermie-Branche. Sie sind auch bei Facebook und auf LinkedIn aktiv. Twitter ist für sie aber der wichtigste Social Media-Kanal, sagt Bärbel Epp.

Ein Beispiel aus Deutschland: Unter dem Namen „Solare Wärmenetze“ twittert das Projekt Solnet 4.0 zu solarthermisch unterstützten Wärmenetzen. Seit dem Einstieg bei Twitter im September 2017 haben sie rund 630 Follower gewonnen. Mit einem gelungenen Mix aus nützlichen und aktuellen Informationen sowie unterhaltsamen Inhalten, Fotos und Videos erreichen sie immer wieder viele Interaktionen.

In Österreich twittert der Branchenverband Austria Solar fleißig. Das Engagement begründet Geschäftsführer Roger Hackstock so: „Twitter ist unser wichtigster Social Media Kanal, über den wir JournalistInnen, Fachleute, VertreterInnen aus Politik und Verwaltung, Förderstellen und andere Multiplikatoren erreichen. Mit über 1.100 Followern, die unsere Tweets immer öfter teilen, schaffen wir mehr Sichtbarkeit für Solarwärme, als es ohne Twitter für uns möglich wäre.“ Mittlerweile reagieren sogar Regierungsvertreter: „Am meisten freute uns, dass Vizekanzler Kogler unseren Tweet über seinen Besuch beim Vorarlberger Mitglied DOMA Solartechnik vor kurzem teilte. Er hat immerhin 54.000 Follower.“ Parallel dazu twittert Hackstock mit einem persönlichen Profil. Hier veröffentlicht er nicht nur branchenrelevante Tweets, sondern auch persönliche Erlebnisse und neuerdings Gedichte aus eigener Feder.

Von Austria Solar getwittert, von Vizekanzler Kogler retweetet

Selbstverständlich nutzen auch klassische Medien wie Tages- und Wochenzeitungen, Magazine, Fachzeitschriften, TV- und Radiosender Twitter, um ihre Meldungen zu verbreiten.

Schauen Sie sich ein paar Twitter-Profile an und lassen Sie sich inspirieren. Wer twittert, macht das übrigens immer öffentlich und für alle sichtbar.

  • Solarthermalworld: @solarthermal
  • Solnet 4.0: @solnetz
  • Sonnenhaus-Institut: @shinstitut
  • Austria Solar: @austriasolar
  • Bundesverband Erneuerbare Energien: @BEEmerkenswert
  • Fraunhofer ISE: @FraunhoferISE
  • Neue Energiewelt: @conexio_expert
  • Savosolar: @savosolar
  • HeatChangers: @HeatChangers
  • Europäische Energiewende: @EEnergiewende
  • Torsten Lütten: @TorstenLuetten
  • Roger Hackstock: @RogerHackstock
  • Riccardo Battisti: @RiccardoBatt
  • Uwe Trenkner: @utrenkner
  • Solarserver: @solarserver
  • IKZ Haustechnik: @ikz_haustechnik
  • ZDF: @zdf

Auch wir sind mit dem Solarthermie-Jahrbuch bei Twitter – noch im Aufbau wohlgemerkt – und freuen uns, wenn Sie uns folgen:

Von Tweets, Hashtags und Handles

Was zeichnet einen guten Tweet aus? Bei maximal 280 oder besser weniger Zeichen muss die Aussage sehr prägnant auf den Punkt gebracht werden. Am wirkungsvollsten sind persönliche Statements, die mehr oder weniger scharf, humorvoll oder provokativ formuliert werden. Aber auch die sachliche Information kann funktionieren, wenn sie interessant und relevant genug ist.

Neben dem kurzen, knappen Inhalt sollte ein Tweet mit der Raute (#) markierte Suchbegriffe beinhalten. Diese werden als Hashtags bezeichnet. Ein Beispiel: Der Veranstalter Conexio (@conexio_expert) hat im Frühjahr zu dem erstmals online durchgeführten Solarthermie-Symposium mit dem Hashtag #SolarthermieSymposium getwittert. Aber nicht nur Conexio, sondern auch andere wie unser Redaktionsteam haben Tweets rund um das Symposium verbreitet und dies mit dem entsprechenden Hashtag kenntlich gemacht. In der Twitter-Suchmaske kann man die Kommentare nachlesen.

Ein anderes Beispiel stammt aus dem Fernsehen: Wenn Anne Will am Sonntagabend mit ihren Gästen debattiert, werden zeitgleich mit dem Hashtag #AnneWill unzählige Tweets mit Kommentaren veröffentlicht. Diese Schlagwörter bündeln sozusagen Themen. Twitter ist deshalb auch ein beliebtes Recherche-Medium geworden.

Stöbern Sie ein bisschen, zum Beispiel mit diesen Suchbegriffen:

  • #Solarthermie
  • #Solarwärme
  • #Klimaschutz
  • #Energiewende
  • #Fernwärme
  • #Nahwärme
  • #SolarHeat
  • #solarheating
  • #SolarHeatingAndCooling

Neben solchen branchenspezifischen Begriffen sind es aber vor allem tagesaktuelle Themen, zu denen getwittert wird. Naheliegendes Beispiel ist Corona. Dazu wird unter anderem mit diesen Hashtags getwittert: #Covid19 und #Coronavirus.

Die täglichen Top-Suchbegriffe finden Sie übrigens auf der Twitter-Seite („Trends für dich“). Fridays for Future (Fridays For Future Germany: @FridayForFuture) ist natürlich sehr populär bei Twitter mit assoziierten Gruppen wie „Parents for future“ und „Scientists for future“ inclusive ihrer lokalen Untergruppen.

Andere adressieren und ins (digitale) Gespräch kommen  

Neben Hashtags ist das at-Zeichen bzw. der Klammeraffe (@) sehr wichtig. Damit werden andere Twitter-Nutzer adressiert. @gretathunberg: So hat Torsten Lütten die schwedische Umweltaktivistin kontaktiert. Dies wird übrigens als Twitter-Handle bezeichnet.

Adressiert man jemanden in einem Tweet, erfährt nicht nur dieser davon, sondern auch diejenigen, die dieser Person folgen. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass Twitter wie Facebook und Instagram mit Algorithmen arbeitet. Je mehr Follower jemand hat und je mehr Interaktionen es bei einem Tweet gibt, desto höher ist die Wertigkeit eines Tweets im News-Stream.

Ob jemand einen Tweet sieht, hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel auch von der Uhrzeit. Jede Sekunde werden weltweit Millionen von Tweets abgesetzt und genauso schnell verschwinden sie auch wieder in dem Nachrichtenstrom.  

Über das @ Zeichen macht man andere auf sich aufmerksam. Finden sie den Tweet interessant genug, liken, retweeten oder kommentieren sie. Häufig wird ein Tweet aber auch einfach nur wahrgenommen, ohne dass es eine Interaktion gibt.

Übrigens werden auch Journalisten, Blogger und Medien heutzutage über Twitter kontaktiert. Hier die Adressen von einigen, die über Energiethemen schreiben:

  • Daniel Wetzel: @wetzelstrom
  • Klaus Stratmann: @KlaStrat
  • Jürgen Döschner: @jdoeschner
  • Ralph Diermann: @radiermann
  • Guido Bröer: @gb_solarthemen
  • Andreas Kühl: @energynet
  • Die Energieblogger: @dieenergieblogs

Links einbauen für mehr Information

Wegen der begrenzten Zeichenzahl kann in einem Tweet nicht allzu viel mitgeteilt werden. Deshalb bietet es sich an, einen Link zu einer weiterführenden Quelle oder Website einzubauen.

Ist der ganze Link zu lang, kann er mit einem Link Shortener wie Bitly verkürzt werden. Das ist eine übliche Vorgehensweise. So sieht ein Kurzlink aus: https://bit.ly/3aVaN7a

Fotos wecken Aufmerksamkeit

Seit einiger Zeit ist es möglich, Fotos mit zu twittern. Das hat sich mittlerweile etabliert und wird oft getan, um Aufmerksamkeit zu wecken.

Tweet des Sonnenhaus-Instituts zu einem neuen Strohballen-Sonnenhaus

Ein guter Tweet sollte in der Summe neben dem kurzen Text also ein bis drei Hashtags (#) haben und ausgewählte Nutzer mit @ darüber informieren, dass man etwas für sie Relevantes getwittert hat.

Wenn der oder die Adressierte das Profil des Absenders interessant findet, wird er diesem auch folgen. So wird die Follower-Zahl ausgebaut. Eine andere Möglichkeit ist, anderen zu folgen. Bei entsprechender Relevanz folgt der andere dann ebenfalls.

Tipp: Online Seminar über Social Media-Strategien

Möchten Sie mehr über Twitter erfahren und wissen, welche Strategien andere in diesem sozialen Netzwerk verfolgen? Dann sehen Sie sich das sehr gute Online-Seminar von Solar Heat Europe an.

Die ReferentInnen des Social Media-Seminars

Im Juni dieses Jahres haben vier Expertinnen und Experten aus der internationalen Solarthermie-Branche erzählt, welche Social Media-Kanäle für sie besonders wichtig sind und welche Strategien sie hier jeweils verfolgen. Twitter ist für sie besonders wichtig, zumal sie sich unter anderem an Parlamentarier, Lobbyisten und Kooperationspartner wenden. Diesen Experten können Sie zuhören:

  • Irene di Padua, policy officer of Solar Heat Europe (@irenedipadua)
  • Alessandro Provaggi, head of DHC+ platform, Euroheat & Power (@aprovaggi)
  • Marisol Oropeza, business and marketing strategist at Matters (@matters_mx)
  • Riccardo Battisti, social media manager at solarthermalworld (@RiccardoBatt)

Alessandro Provaggi beispielsweise plädiert dafür, nicht die gängigen Argumente zu verbreiten, sondern sich von anderen abzuheben. „Energy transition is not only a CO2 reduction exercise, it is about people and cities”, betont er in dem Online-Seminar. “Do not only promote activities, successes and products – tell your story!

Unter diesem Link können Sie das gesamte Online-Seminar (in englischer Sprache) ansehen und sich die Powerpoint-Präsentationen anschauen.

Eine Kurzbeschreibung in deutscher Sprache finden Sie in der Ankündigung, die wir veröffentlicht hatten.

Tolle Idee: Im Oktober startet Riccardo Battist bei Solarthermalworld eine Serie über Frauen in der Solarthermie-Branche.

Twitter in der Digitalstrategie

Sollte man nun also gleich bei Twitter loslegen? Dies sollte im Rahmen einer Digital-Strategie entschieden werden. Handelt es sich um eine Einzelperson, sollte sie überlegen, mit welchen Themen und wie meinungsstark sie bei Twitter auftreten will. Und ob es zu schaffen ist, hier regelmäßig aktiv zu sein. Vor dem berühmt-berüchtigten Shitstorm braucht man erst einmal keine Angst zu haben, denn zu Beginn ist man in dem Netzwerk quasi unsichtbar. Erst einmal muss man sich eine Follower-Zahl aufbauen. Gleichzeitig sollte man bereit sein, mitzudiskutieren und mit den Followern in Kontakt zu treten.

Ein Unternehmen oder Verband wiederum sollte prüfen, ob es der passende Kanal ist. Denn eine reine Werbe- oder Marketing-Plattform ist Twitter ist sicher nicht. Häufig sind es deshalb MitarbeiterInnen oder auch Führungskräfte, die unter ihrem Namen persönlich twittern. So wie Torsten Lütten mit seinem persönlichen Account. Dies ist oft wirkungsvoller, als wenn eine Organisation eher sachlich informiert oder lediglich Werbebotschaften verbreitet. Deshalb ist auch zu entscheiden, ob nicht andere soziale Netzwerk wie Facebook, Instagram oder LinkedIn die Ziele nicht eher erfüllen.

Wer aber Gefallen an Twitter gefunden hat, dort regelmäßig aktiv ist und Resonanz erfährt, kann sich ein wirksames Netzwerk für die Verbreitung der eigenen Meinung, Austausch und Einflussnahme aufbauen.

Autorin: Ina Röpcke. Mitglied des Redaktionsteams des Solarthermie-Jahrbuchs

Alle Beiträge aus unserer Serie „Digitale Kommunikation in der Solarthermie-Branche“:

Teil 1: Let’s get digital – Digitale Kommunikation in der Solarthermie-Branche

Teil 2: Solarthermie in den Social Media: Sollen wir oder sollen wir nicht?

Teil 3: Mehr Präsenz für Solarthermie bei Facebook