Teil 2 unserer Serie „Digitale Kommunikation in der Solarthermie-Branche“: Facebook, Twitter und Instagram sind omnipräsent. Die Solarthermie-Branche ist in den Social Media allerdings vergleichsweise wenig vertreten. Was spricht dafür, hier aktiv zu werden, und was ist beim Einstieg zu beachten?

Der Installationsbetrieb Gemeinhardt nutzt Social Media für sein Solarthermie Angebot.

Als Matthias Gemeinhardt Mitte März darüber informieren wollte, dass seine Service-Handwerker künftig mit Masken ins Haus kommen, hat er es nicht nur in seinen Firmen-Blog geschrieben, sondern auch auf Facebook und Instagram gepostet. „Sie werden sich daran gewöhnen.“ Mit dem passenden, zu der Zeit noch ungewöhnlichen Bild dazu war es ein Hingucker in den sozialen Netzwerken, und Gemeinhardt erreichte mit wenig Aufwand viele Kunden und Interessenten.

Seit vier Jahren schon nutzt der Inhaber der Gemeinhardt AG Social Media-Kanäle für sein Unternehmen. Zu Anfang hat er die Firmenkanäle selbst befüllt, mittlerweile liefern auch zwei Agenturen Beiträge zu. Für ihn sind Facebook, Instagram und Youtube ebenso wie der Blog auf der Firmen-Website feste Bestandteile im Kommunikationsmix. Andere Unternehmen in der Solarthermie-Branche stehen dagegen noch vor der Entscheidung, ob sie den Schritt in die sozialen Netzwerke tun. Sollen wir? Müssen wir? Was haben wir davon? Und was ist, wenn ein Shitstorm kommt? Oder sie lehnen es einfach kategorisch ab.

In der digitalen Kommunikation sind Social Media (soziale Netzwerke) ein Bestandteil dieses Trios: Die Website ist eine Art Archiv. Hier wird alles gespeichert und veröffentlicht, was wissenswert und marketing-relevant ist. Als Besitzer der Domain hat die Firma die Hoheit über die Informationen darauf. Ein Blog auf der Website bietet sich für die Suchmaschinen-Optimierung an. Mit neuen Beiträgen zu aktuellen Themen, Kernkompetenzen und Produkten verbessert das Unternehmen sein Ranking in den Suchmaschinen. Die Social Media-Kanäle als dritte Säule eignen sich für die Verbreitung von Textbeiträgen, Fotos und Videos sowie für die Interaktion mit Kunden, Interessenten, Journalisten und anderen Adressaten.

Kommunikations-Trio: Website, Blog und Social Media

Das Besondere an der Social Media-Kommunikation steckt im Wort selbst: sozial. Hier dreht es sich um die persönliche Kommunikation, um Austausch, Menschen und Geschichten. Und: Je mehr Interaktion in Form von Kommentaren, Likes oder Teilen von Beiträgen, desto besser.

In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf Social Media-Kommunikation allgemein und die beliebtesten Kanäle – Facebook, Instagram und Twitter – im Besonderen. Wir erläutern, für wen es sinnvoll ist, hier aktiv zu werden, wer es lieber lassen sollte und was beim Einstieg wichtig ist.  

„Social Media bietet heutzutage vielfältige Möglichkeiten für alle Branchen, ob Gewinnung neuer Kunden, dem Rekrutieren von Mitarbeitern oder Employer Branding“, sagt Sabrina Iven, die bei Krampitz Communications für Social Media zuständig ist. „Jedes Unternehmen besitzt einzigartiges Expertenwissen. Dies trifft natürlich auch auf Unternehmen aus der Solarthermie-Branche zu.“

Solarthermie-Branche zu wenig vertreten

Schaut man sich in den Kanälen um, ist die Solarthermie in den Social Media allerdings vergleichsweise wenig vertreten. Ganz anders als die Photovoltaik-Branche, in der beispielsweise der Wechselrichter-Hersteller SMA Solar Technology ein Vorreiter war und schon 2012 ein Social Media-Team hatte.

Gleichwohl, es gibt Firmen und Organisationen, welche die Flagge für die solare Wärmeerzeugung in den Netzwerken hochhalten. Sehr rührig und erfolgreich ist beispielsweise die Plattform SolarThermalWorld.org (die Social Media-Adressen finden Sie unter dem Text). Rund 8.800 Facebook-Nutzer haben die Unternehmensseite abonniert, bei Twitter folgen über 3.900 Personen und Organisationen. Der österreichische Solarwärme-Verband Austria Solar ist aktiv ebenso wie der Kollektorhersteller Paradigma, das Sonnenhaus-Institut und der finnische Spezialist für solare Wärmenetze Savosolar. Dazu kommen Medien wie der Solarserver und Erneuerbare Energien, die ihre Meldungen zur Solarthermie in den Social Media twittern und posten.  

Ein Tipp: Mit dem Solarthermie-Buch bauen wir unsere Facebook- und Twitter-Kanäle seit diesem Frühjahr auf. Werden Sie unser Facebook-Fan (www.facebook.com/solarewaerme) und folgen Sie uns bei Twitter (www.twitter.com/solarewaerme).

Was bringt uns Facebook & Co?

Matthias Gemeinhardt kennt sich nicht nur mit Haustechnik aus, sondern auch mit digitaler Kommunikation. Foto: Gemeinhardt AG / Udo Geisler

Was bringt es Unternehmen und Organisationen, zu posten und zu twittern? Gewinnen sie so neue Aufträge oder pflegen sie einfach nur ihr Image? Matthias Gemeinhardt von der Gemeinhardt AG spricht aus Erfahrung: „Ich denke, es ist beides. Ein Marken-Image aufzubauen kostet viele Jahre und bedarf sehr vieler und regelmäßiger Posts. Am Ende ist es aber so, dass die Unternehmen, die regelmäßig Informationen über Solarthermie in den Social Media verbreiten, einfach besser im Gedächtnis der Menschen haften bleiben, als diejenigen, bei denen Funkstille herrscht. Natürlich haben diese Unternehmen dann eine höhere Chance, dass sie im Falle einer konkreten Kaufabsicht dann auch kontaktiert werden. In unserem Falle ist das so. Endkunden fragen bei uns an, weil sie uns über viele Jahre beobachten und eben gerade jetzt einen konkreten Bedarf haben.“

Der Schweizer Speicher-Hersteller Jenni Energietechnik nutzt Youtube, Facebook und seit Ende 2019 auch Instagram. Von konkreten Aufträgen, die dadurch gewonnen werden konnten, weiß Marcel Krebs, Assistent der Geschäftsleitung, nichts. „Aber es bringt uns etwas PR, ist ein Kanal für Aufklärungsarbeit und wir bleiben mit Kunden und Mitarbeitern, auch ehemaligen, in Kontakt.“ Er und Tabea Bossard-Jenni, die die Kanäle pflegen, wollten ihr Engagement ausbauen. „Wir werden vermehrt unser Sonnenhaus via Social Media bewerben, weil wir damit rechnen, dass die Leute jetzt zur Corona-Zeit doch mehr online sind.“

Sabrina Iven von Krampitz Communications fallen noch andere Gründe ein: „Unternehmen können sich in den Kanälen als fortschrittliches Unternehmen präsentieren oder an der Diskussion von gesetzlichen Rahmenbedingungen oder technologischen Trends teilnehmen.“

Facebook, Instagram, Twitter, Pinterest, Snapchat, TicToc, Xing, LinkedIn… Von diesen und zahlreichen anderen Social Media-Kanälen sind die drei erstgenannten die am meisten genutzten. Da wir diese drei in den kommenden Folgen dieser Serie noch genauer betrachten, hier nur die wichtigsten Eigenschaften.

Facebook: das größte soziale Netzwerk in Deutschland

Facebook ist out, ist schon seit Jahren zu hören. Schaut man sicher allerdings die Nutzerzahlen und die Resonanz auf einigen Profilen und Seiten an, so entsteht ein anderer Eindruck. Nach eigenen Angaben hatte Facebook Ende 2019 rund 2,5 Milliarden aktive Nutzer. Etwa 32 Millionen Nutzer sollen es für Deutschland sein, davon sind rund 23 Millionen hier täglich aktiv.

Sicherlich ist es richtig, dass sich viele junge User von Facebook verabschiedet haben. Als ihre Eltern vor Jahren auf Facebook aktiv wurden und begannen, ihren Kindern Freundschaftsanfragen zu schicken, war dies Grund genug, sich eine neue Plattform zu suchen. Dazu kam, dass seit 2011 Unternehmen eine Seite auf Facebook einrichten konnten und es deshalb kommerzieller wurde. Die Jungen zog es deshalb zu Instagram und Snapchat.

Facebook hat den Vorteil, dass neben Texten, Fotos und Videos auch Links geteilt werden können, zum Beispiel zu Inhalten auf der eigenen Website. Lange Texte in Posts sind möglich, besser sind aber kurze Anreißer mit der Verlinkung zu den Texten. Fotos und Videos gehören zu guten Posts dazu.

Seit einiger Zeit erleben themenspezifische Gruppen hier einen Boom. Ein Beispiel ist die Gruppe Europäische Energiewende mit knapp 12.400 Mitgliedern. Hier wird äußerst rege und kontrovers diskutiert und kommentiert. Solarthermie ist hier wie generell in den Social Media leider kaum präsent.

Instagram für viel Schönes  

Solarthermie in den Social Media. Hier zu sehen am Beispiel von Instagram.

Instagram wurde 2010 gegründet und 2012 als noch kleines Start-up von Facebook übernommen. Auf Instagram werden Fotos und Videos veröffentlicht. Hier dreht es sich vor allem um Lifestyle-Themen wie Mode, Reisen, Essen und Prominente. „Hier wird nur Schönes gepostet“, sagt die Social Media-Beraterin Bente Matthes. Auf Instagram kann man keine Links teilen, dafür ist es möglich, die Posts parallel auf Facebook, Twitter und Tumblr zu veröffentlichen.  

Solarthermie in dem Social Media Netzwerk Instagram sehr spärlich vertreten, allerdings gibt es Ausnahmen. Ein schönes Beispiel ist das Bauherren-Paar Felix und Laura. Sie bauen seit 2019 in Eigenarbeit ein weitgehend solar beheiztes Haus und dokumentieren die Baufortschritte. Mittlerweile haben sie schon 530 Follower bei Instagram und bekommen viel positive Resonanz für ihr Vorhaben. (@unser.sonnenhaus)

Auch Politiker haben die Plattform für sich entdeckt, zum Beispiel Robert Habeck von Bündnis90/Die Grünen. Nachdem er sich nach einem verbalen Ausrutscher mit anschließender Empörung in den Netzwerken lautstark von Facebook und Twitter verabschiedet hatte, postet er schon seit einiger Zeit auf Instagram. Ganz ohne Social Media geht es dann wohl doch nicht.

Twitter: die Diskussionsplattform

Twitter hebt sich von den oben genannten Netzwerken ab, da hier die Diskussion im Mittelpunkt steht, noch vor Fotos und Videos. Ein Tweet darf maximal 280 Zeichen haben, darin können auch Links und Fotos veröffentlicht werden. Auf Twitter sind Politiker, Journalisten, Lobbyisten, Branchenexperten und viele andere Meinungsbildner aktiv. Zwar verbreiten hier auch Medien ihre Meldungen. Wirklich diskutiert wird aber zwischen konkreten Personen. Der wohl bekannteste Twitterer ist Donald Trump mit rund 80 Millionen Followern. Greta Thunberg hat 4,1 Millionen, Regierungssprecher Seibert 954.000 Follower. Aber auch der Photovoltaik-Experte Volker Quaschning hat schon rund 52.100 Follower. Für die Solarthermie ist in diesem Social Media-Kanal zu beobachten: Der Solarwärme-Branche fehlen solche meinungsstarken Twitterer noch.

Sollen wir twittern oder posten?

Trifft ein Unternehmen die Entscheidung, dass es nun auch in den Social Media aktiv werden will, stellt sich die Frage, in welchen. Nur auf einem Kanal oder am besten gleich auf Facebook, Instagram und Twitter? Hier ist es wichtig zu berücksichtigen, dass jeder Kanal seine Eigenheiten hat. Gerade wer neu anfängt, muss erst einmal ein Gespür dafür bekommen, was funktioniert und was die User wollen. Über Tools wie Hootsuite lässt sich ein Post zwar auf mehreren Kanälen identisch verbreiten. Ideal ist das aber nicht, denn wie oben beschrieben, stehen unterschiedliche Kommunikationsformen im Vordergrund.

Natürlich ist es auch eine Zeitfrage. Dazu sagt Sabrina Iven: „Unternehmen sollten immer bedenken, dass eine strukturierte Social-Media-Arbeit zeitaufwändig ist und nicht mal eben nebenher machbar ist. Sie sollten vor allem auch schon in der Anfangszeit mit mindestens zehn Stunden pro Woche rechnen, inklusive Planung, Pflege Redaktionsplan, Erstellen des Contents und Erfolgsanalyse. Bevor Sie Social Media halbherzig betreiben, sollten Sie es lieber gar nicht machen.“

So professionell betrieben ist es sicher ideal. Findet sich aber im Unternehmen jemand, der es ernsthaft und langfristig aufbauen möchte, so kann er es mit etwas Routine und nah an der Quelle der Inhalte recht bald auch mit etwas weniger Aufwand schaffen. So wie Matthias Gemeinhardt, der zu Anfang ausschließlich selbst gepostet hat.

Klein, aber konsequent anfangen

„Wenn Sie nicht die Kapazitäten haben, alle Kanäle zu bedienen, sollten Sie sich auf einen konzentrieren“, rät Sabrina Iven. Dies ist generell eine Empfehlung von Social Media Experten. Lieber erst einmal einen Kanal für die digitale Kommunkation zur Solarthermie in den Social Media aufbauen und gut bedienen und dann mit dem nächsten weitermachen.

Haben wir denn auch genügend zu erzählen, mag sich nun der ein oder die andere fragen. Denn immerhin soll es sich in den sozialen Netzwerken um Menschen und Geschichten drehen. Iven ist überzeugt: „Auch kleine Unternehmen können spannende und vor allem persönliche Geschichten erzählen. Sie brauchen nur einen kreativen Kopf, einen Plan und Zeit.“

Wer – nach ein bisschen Stöbern in den Kanälen – anfängt nachzudenken, wird erstaunt sein, wie viele Themen, Geschichten und Bildmotive ihm oder ihr auf einmal einfallen. Ist die Entscheidung pro Social Media gefallen, heißt es, den Einstieg zu planen und im Idealfall eine Strategie zu erstellen. Fragen wie diese müssen geklärt werden: Was und wen will ich erreichen? Welcher Social Media Kanal eignet sich dafür? Haben wir intern die nötigen Ressourcen oder sollen wir eine Agentur oder einen Berater engagieren? Was können wir in den nächsten Tagen und Wochen posten? Haben wir gute Fotos und Videos, an denen wir die Rechte haben? Sind diese ersten Schritte gemacht, kann es losgehen.

In den nächsten Folgen stellen wir Ihnen Facebook, Instagram und Twitter näher vor. Bis dahin viel Freude und nützliche Anregungen beim Stöbern zur Solarthermie in den Social Media.

Autorin: Ina Röpcke

Die Autorin ist in den Bereichen Journalismus, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie digitale Kommunikation aktiv. Seit 2002 ist sie auf Erneuerbare Energien und energieeffizientes Bauen spezialisiert. Ina Röpcke gehört zum Redaktionsteam des Solarthermie-Jahrbuchs.

Teil 1 unserer Serie: Let’s get digital – Digitale Kommunikation in der Solarthermie-Branche

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