Kollektoren brauchen keinen jährlichen Frühjahrsputz. Aber ab und zu sollte man sie auf Verschmutzungen prüfen. Wenn sich ein deutlicher Biofilm zeigt, ist das Reinigen der Sonnenkollektoren angesagt.

Es gibt eine gute Nachricht für Putzmuffel: Eigentlich muss man Sonnenkollektoren in Mitteleuropa nicht reinigen. Das beteuern Hersteller und Betreiber gleichermaßen. Bei einer Kollektorneigung von 15 Grad oder mehr genügen Schnee und Regen in der Regel, um Verschmutzungen abzuwaschen. Schließlich gibt es hierzulande keine Staub- und Sandstürme, die zu dicken Schmutzablagerungen führen würden. Die üblichen Verschmutzungen erreichen nach einiger Zeit ein stabiles Niveau und führen Erfahrungswerten zufolge nicht zu nennenswerten Ertragsminderungen.

Präzisere Daten gibt es dazu allerdings nicht. In Internetforen und Blogs werden gelegentlich Zahlen genannt, Quellen dafür fehlen aber. Wissenschaftliche Institute untersuchen allenfalls Putzverfahren bei Solarkraftwerken im Mittelmeerraum, zu Sonnenkollektoren auf mitteleuropäischen Hausdächern ist die Informationslage dürftig. Wer sich fragt, ob das Putzen aus wirtschaftlicher Sicht lohnt, sollte zuallererst einmal abschätzen, wie hoch überhaupt die Heizkostenersparnis ist. Liegt diese bei 200 Euro im Jahr, steht selbst eine hoch gegriffene Ertragseinbuße von 10 Prozent nicht im Verhältnis zum Putzaufwand.

Regelmäßige Sichtkontrolle

Doch auch wenn sich der jährliche Frühjahrsputz aus Ertragssicht nicht nötig ist, sollte man die Sauberkeit des Kollektors nicht vernachlässigen. Denn an den Kanten des Gehäuses bilden sich oft Schmutzränder. Mit der Zeit können diese auf der Scheibe in die Höhe wachsen. Deutlich schädlicher als der Belag auf der Scheibe sind allerdings Mikroorganismen, die sich in den Schmutzrändern ansiedeln. Sie können die Dichtungen angreifen. In einigen Extremfällen haben es die Mikroben sogar schon geschafft, durch die angefressenen Dichtungen bis in den Kollektor und auf den Absorber zu gelangen, berichtet der Solarsachverständige Christian Keilholz von solarklima e.K, Solar-Sachverständigenbüro. Moose und Algen, die auf den Glasflächen wachsen, sind ebenfalls eine Ausnahme, kommen aber hin und wieder vor. Keilholz rät daher, Kollektoren alle zwei bis drei Jahre auf Verschmutzungen zu überprüfen. Wenn die Neigung geringer ist als 20 Grad, empfiehlt er eine jährliche Kontrolle. Für den Fachhandwerker bietet es sich an, die Sichtkontrolle des Kollektors im Rahmen eines Wartungsvertrages regelmäßig durchzuführen.

Biofilm entfernen

Sieht man dabei Ablagerungen oder irgendeine Art von Biofilm, ist ein Putzeinsatz gefragt. Auf die Frage, wie das am besten funktioniert ohne die Kollektoren zu beschädigen, findet man nicht so leicht eine Antwort. Schließlich muss man die Kollektoren offiziell ja gar nicht reinigen. Klar ist: Mit scharfen Reinigungsmitteln und harten Putzgeräten kann man das Glas verkratzen oder die Anti-Reflex-Schicht beschädigen. Auf keinen Fall sollten Hochdruckreiniger verwenden, warnt Keilholz. Auch Leitungswasser kann durch den darin enthaltenen Kalk das Glas schädigen. Mit einem weichen Schwamm und entmineralisiertem Wasser kann man dagegen nicht viel falsch machen.

Wenn sich ein Biofilm gebildet hat, kann man die Kollektoren mechanisch mit einer weichen Bürste oder einem Schwamm reinigen. Am besten geht das nach einem Regentag, wenn der Schmutz schon aufgeweicht ist. Wenn nötig kann man auch milde Reinigungsmittel aus dem Haushalt benutzen, wie Spülmittel oder Neutralreiniger. Keilholz rät außerdem: „Wer Gewährleistungsansprüche nicht gefährden will, sollte sich vom jeweiligen Kollektorhersteller eine schriftliche Freigabe zur Verwendung bestimmter Reinigungsmittel und -verfahren geben lassen“. 

Sicherheit beim Reinigen der Sonnenkollektoren geht vor

Regenwetter ist auch aus einem anderen Grund günstig für den Solarputz. Schließlich heizen sich die Kollektoren in der Sonne auf. Um Schäden durch Temperaturspannungen zu verhindern, sollte man die Kollektoren am besten morgens oder bei starker Bewölkung reinigen. Wer sich unsicher ist, kann die Kollektortemperatur durch simples Anfassen prüfen: Ist die Scheibe mehr als handwarm, sollte man den Putzeinsatz vertagen.

Zu besonderer Vorsicht rät Keilholz bei Vakuumröhren-Kollektoren: „Da umgibt eine sehr dünne Glasscheibe ein Hochvakuum. Solche Kollektoren dürfen nur von Fachpersonal gereinigt werden, das darauf spezialisiert ist“, sagt Keilholz. Auch wenn die Röhren grundsätzlich sehr stabil sind: „Wenn sie beim Reinigen beschädigt werden, fliegen Splitter mit extremer Geschwindigkeit in alle Richtungen. Das kann das tödlich enden“. Normale Reinigungsbetriebe, Handwerker oder Privatleute sollten Vakuumröhren-Kollektoren lieber nicht selbst reinigen, rät Keilholz.

Im übrigen gilt für das Kollektorputzen natürlich genauso wie für die Montage: Wer auf dem Dach arbeitet, sollte sich auf jeden Fall gegen Absturz sichern. Das gilt für Privatleute ebenso wie für Fachunternehmen. 

Insgesamt kann man aber sagen: Selbst in den Fällen, in denen man alle paar Jahre mal das Putztuch schwingen muss, bleibt die Solarthermie eine pflegeleichte Technologie.

Weitere Praxistipps des Solarthermie-Jahrbuchs beschäftigen sich mit den Themen Kollektorfeld-Hydraulik, Einrohrzirkulation, Fehlersuche und Entlüftung von Solaranlagen.

Eva Augsten