Foto: Energieagentur Nordrhein-Westfalen

In der Siedlung Köln-Westerhoven heizen die Mieterinnen und Mieter umweltfreundlich. Sonne und mit Pellets wärmen ihre zwischen 2012 und 2016 gebauten Wohnungen. Das nachhaltige Gebäudekonzept vom Köln-Westerhoven ist als Klimaschutzsiedlung ausgezeichnet worden.

Sieben Kilometer südöstlich der Kölner Innenstadt leben die Menschen mit der Sonne. Zumindest diejenigen, die in der Vogelsiedlung der GEWOG – Porzer Wohnungsbaugenossenschaft wohnen. Sonnenkollektoren und Pelletskessel liefern den Mieterinnen und Mieter der 84 Zwei- und Dreizimmerwohnungen der Klimaschutzsiedlung Köln-Westerhoven umweltfreundlich Wärme. Sie können sich über dauerhaft niedrige Heizkosten freuen.

Im Februar 2017 hat die Energieagentur NRW das vorbildliche Wohnobjekt zum Projekt des Monats seines Vorhabens „100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen“ gekürt, das Bestandteil der nordrhein-westfälischen Energie- und Klimaschutzstrategie ist. Ziel des Programms ist es, die wärmebedingten Kohlendioxidemissionen in Wohnquartieren zu senken. Die Klimaschutzsiedlungen werden als Multiplikatoren über die Landesförderung progres.nrw bezuschusst.

In Nordrhein-Westfallen sollen in den kommenden Jahren 100 Klimaschutzsiedlungen entstehen, die sich unter anderem durch einen sehr guten baulichen Wärmeschutz und niedrige wärmegebundene CO2-Emissionen auszeichnen. Planer und Investoren haben die Freiheit, aus einer großen Bandbreite innovativer Gebäudestandards und Versorgungsvarianten auszuwählen. Die Siedlungen sollen sich über das innovative Energiekonzept hinaus durch besondere städtebauliche und soziale Qualitäten auszeichnen. Ziel ist es, umweltverträgliches Bauen als einen wichtigen Bestandteil einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung zu fördern.

Pellets-Solar-Kombi überzeugt

Als Wohnungsgenossenschaft verfolgt GEWOG das Ziel, ihre Mitglieder mit gutem, sicherem und sozial verantwortbarem Wohnraum zu versorgen. Von Beginn an stand für sie außer Frage, in Westerhoven auf erneuerbare Energien zu setzen. Bei der Planung der neuen Siedlung hat sie im Vorfeld verschiedene Heizungsarten vergleichen lassen. Am besten abgeschnitten hat die Pellets-Solar-Kombi. Das Energiekonzept wurde vom Kölner Ingenieurbüro Ortjohann entwickelt. Umgesetzt hat es der Heizungsbetrieb Ferdi Heimel.

Im ersten Bauabschnitt der Klimaschutzsiedlung Köln-Westerhoven montierte der die Sonnenkollektoren und installierte eine Pellets-Doppelkesselanlage. Die Kombination arbeitete so überzeugend, dass GEWOG entschied, das Konzept für den zweiten Bauabschnitt unverändert zu übernehmen. In jedem der beiden Bauabschnitte stehen im Keller eines der drei Häuser zwei Pelletskessel mit je 60 Kilowatt Nennwärmeleistung. Ein groß dimensionierter Pufferspeicher mit 14.000 Liter Volumen speichert die Sonnenwärme vom Dach. Die thermische Solaranlage ist so dimensioniert, dass sie 60 Prozent des Warmwasserverbrauchs und zehn Prozent des Heizwärmebedarfs abdecken kann.

Das Pufferspeichermanagement übernimmt eine moderne Regelungstechnik. Eine speziell programmierte Software lässt die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Systemkomponenten sauber ineinandergreifen. Eine hinterlegte Mindestlaufzeit garantiert beispielsweise, dass die Kessel in einem optimalen Zustand betrieben werden, was gute Emissionswerte garantiert und die Kessel schont. Über eine Fernwartung kann der betreuende Handwerksbetrieb zudem laufend die aktuellen Betriebsdaten einsehen. Bei einer Störung erhält er eine Nachricht und kann entsprechende Korrekturen vornehmen.

Geringer Heizwärmeverbrauch bietet gute Voraussetzung

Die Gebäudehüllen sind in Massivbauweise errichtet und mit einem Wärmeverbundsystem versehen. Die Fenster besitzen Dreifachisolierverglasung und wärmebrückenfreie Fensterrahmen. Wegen der hohen Dichtheit der Gebäude ist eine kontrollierte mechanische Wohnraumlüftung installiert, die für den nötigen Luftaustausch sorgt. Die integrierte Wärmerückgewinnung senkt den Energiebedarf beim Heizen. Der Heizenergiebedarf der Mehrfamilienhäuser liegt bei lediglich 23 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnraum im Jahr. Im Durchschnitt verbrauchen Wohngebäude in Deutschland fast das Achtfache.

Wegen der ideal gedämmten Gebäudehülle und der Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung reicht die Kombination aus Pelletsheiztechnik und Solarthermie, um die Wohnungen der Klimaschutzsiedlung zuverlässig zu versorgen. Zweileiternetze verteilen die Wärme. Das Heizungswasser fließt über die Leiterpaare zum einen in eine Übergabestation in jeder Wohnung, die über einen Wärmetauscher das Wasser für Dusche und Spülbecken erhitzt. Zum anderen fließt es in eine Fußbodenheizung, um die Wohnungen zu wärmen. Der Jahresverbrauch an Pellets beträgt für die sechs Mehrfamilienhäuser etwa 80 Tonnen im Jahr. Die Solaranlage liefert jährlich circa 43 Megawattstunden. Damit ist die Klimaschutzsiedlung in Westerhoven schon einen Schritt weiter als viele andere. Den von den insgesamt 87 Projekten, die den Status Klimaschutzsiedlung NRW erhalten haben, sind erst 37 fertiggestellt.