Um das ganze Jahr über Sonne sammeln zu können, muss ein Solarwärmesystem stets in einem einwandfreien Zustand arbeiten. Das Solarthermie-Jahrbuch zeigt, worauf es beim Solarthermie-Check ankommt und was es sonst noch für eine gute Sonnenernte braucht.

Dass die neue Solarwärmeanlage keine Energie lieferte, wurde nur entdeckt, weil sie Anja Kucharzik über ein kostenloses Online-Portal überwachen lässt. „Unser Monitoring zeigte, dass wir nach dem Einbau der Solarthermie-Anlage einen höheren Gasverbrauch hatten als vorher“, berichtet sie. Deshalb rief sie den Monteur zur Nachkontrolle. Er stellte schließlich fest, dass mit der Solarpumpe etwas nicht stimmte. Bis zu dem Zeitpunkt hatte die Solaranlage noch keinen Liter warmes Wasser an den Speicher geliefert. „Das ist natürlich ärgerlich. Aber umso besser, dass wir den Fehler durch unser Monitoring bemerkt haben“, sagt Kucharzik.

Anlagenbesitzer verschenken Sonne

Wie wichtig es ist, den Ertrag von Solaranlagen zu überwachen, zeigen Zahlen der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. 1,4 Milliarden Kilowattstunden Sonnenenergie verschenken demnach die Solarthermie-Besitzer in Deutschland jedes Jahr, weil ihre Anlagen nicht optimal funktionieren. Das entspricht der Energie, die zum Heizen von Wohngebäuden in einer rund 200.000 Einwohner großen Stadt wie Kassel benötigt wird. „Mit optimierten Solarthermie-Anlagen könnten die Hausbesitzer allein in Deutschland jährlich etwa 66 Millionen Euro sparen“, beschreibt co2online-GeschäftsführerinTanja Loitz den wirtschaftlichen Schaden, wenn ein Solarthermie-Check ausbleibt.

Ihre Zahlen hat sie aus dem Praxistest Solarthermie gewonnen, bei dem co2online zwei Jahre lang Solarthermie-Besitzer bei Planung, Installation und Alltagsbetrieb begleitet hat. Demzufolge laufen etwa zwei Drittel der rund 2,3 Millionen Solarthermie-Anlagen in Deutschland nicht optimal. Der Befund deckt sich mit den Auswertungen der Verbraucherzentrale Energieberatung zum Beratungsangebot Solarthermie-Check. Die folgenden Hinweise helfen, gut durch das Solarjahr zu kommen.

Frühjahr: Anlage überprüfen lassen

Die Frühjahrsmonate bieten sich für einen professionellen Solarthermie-Check an. Die Herbst- und Wintermonate setzen den Solaranlagen regelmäßig zu: Schäden durch Schnee, Eis und Hagel sowie Verschmutzungen durch Laub oder Vogelkot können ihre Leistungsfähigkeit einschränken. Den Frühjahrscheck sollten spezialisierte Handwerksbetriebe übernehmen. Sie kontrollieren die Funktionsfähigkeit der Anlagen, reinigen bei Bedarf die Kollektoren und beheben Schäden.

Der höhere finanzielle Ertrag nach einem beseitigten Mangel übersteigt oft die Kosten der Kontrolluntersuchung. Deshalb raten Experten zu einer routinemäßigen Inspektion. Dazu gehört ein Blick auf die Befestigungen und die Anschlüsse. Zudem müssen die Kollektoren entlüftet, die Umwälzpumpe überprüft und der Frostschutz kontrolliert werden.

Besonders anwenderfreundlich ist ein Wartungsvertrag. Dann wird die Prüfung auch garantiert nicht vergessen. Der Wartungsvertrag umfasst alle ein bis zwei Jahre eine besonders gründliche Kontrolle, unter anderem auch des Anlagenertrags. Die Kosten für einen Solarthermie-Check im Frühjahr lassen sich als Handwerkerleistung steuerlich absetzen.

Sommer: Urlaubsfreuden ohne zu überhitzen

Von Mai bis Oktober kann eine Solarwärme-Anlage meist das gesamte benötigte warme Wasser für einen Haushalt liefern. Die Zentralheizung kann währenddessen ausgeschaltet bleiben. Wenn Hausbesitzer die Zentralheizung abschalten, vermeiden sie ein unnötiges Nachheizen des Wassers und sparen den Betriebsstrom für den Kessel. Steht wegen schlechten Wetters nicht genug Warmwasser zur Verfügung, kann die Heizung jederzeit wieder eingeschaltet werden.

Statt zu wenig liefern die Sonnenfänger in den heißen Monaten eher zu viel Energie – vor allem dann, wenn die Familie in den Urlaub fährt. Die Kollektoren speisen auch dann ohne Unterlass warmes Wasser in den Speicher, wenn niemand welches verbraucht. Irgendwann erreicht die Speichertemperatur ihr Maximum, worauf der Regler die Pumpe abstellt. Im Sonnenkollektor beginnt sich die Wärmeträgerflüssigkeit immer stärker aufzuheizen – bis sie verdampft. Der Flüssigkeitsdampf drückt in ein Ausdehnungsgefäß. Es nimmt das Dampfvolumen auf und schützt die Solaranlage vor einem Hitzeschaden. Auch die Kollektorfeld-Hydraulik hat einen Einfluss auf die Dampfbildung. Daher kommt es hierbei auch auf eine korrekte Installation an.

Herbst: Sonnenenergie möglichst lange speichern

Um die Sonnenwärme vom Dach in den strahlungsarmen Monaten wie im Herbst möglichst effektiv und lange nutzen zu können, braucht es einen Solarspeicher. Sollen Sonnenkollektoren nur Energie für die Warmwasserversorgung liefern, genügt ein Trinkwasserspeicher als Wärmereservoir. Bei ihm bringen die Sonnenkollektoren ihre Wärme über einen Wärmetauscher im Tankboden ein, der Heizkessel über eine Wärmespirale im Speicherkopf.

So genannte Schichtenspeicher, die die Wärme entsprechend ihrer Temperatur in den Speicher leiten, steigern die Effizienz der Gesamtanlage. Um hohe Temperaturen effektiv nutzen zu können, sollten sie im oberen Speicherteil eingebracht werden können. Andererseits würde es beispielsweise bei Niedertemperaturheizungen keinen Sinn machen, heißes Wasser aus dem Speicherkopf zu entnehmen, um es dann abzukühlen. Deshalb sollte auch die Entnahme der gespeicherten Wärme je nach Temperaturanforderung möglich sein. Wichtig ist auch, dass an den Speicheranschlüssen keine Einrohrzirkulation auftritt. Denn dieses Effekt führt zu deutlichen Wärmeverlusten.

Soll die von den Sonnenkollektoren gelieferte Wärme reichen, um damit auch heizen zu können, muss entweder ein Pufferspeicher oder ein Kombispeicher im Keller stehen. Pufferspeicher lagern kein Trinkwasser, sondern das warme Wasser für die Heizung. Über einen Wärmetauscher können sie Trinkwasser erwärmen.

Kombispeicher kombinieren die Funktion eines Warmwasserspeichers mit der eines Pufferspeichers. Sie sind die Alleskönner und liefern gleichzeitig Warmwasser für Bad und Dusche sowie Energie für die Heizung. Sie können auf unterschiedliche Weise das Trinkwasser erwärmen. Entweder über einen kleineren Speicher oder einen Wärmetauscher jeweils im Inneren des Speichers oder über eine außerhalb des Tankkörpers installierte Frischwasserstation.

Winter: Die Kombiheizung hilft weiter

Auch in den kalten Monaten muss man auf die Sonne im Haus nicht gänzlich verzichten. Selbst wenn die Sonne nicht mehr so stark strahlt, können die Sonnenkollektoren einen Großteil der Energie für das Warmwasser liefern und das zentrale Heizsystem entlasten. Ab Februar sind die Einstrahlungswerte bereits wieder so hoch, dass die Solarwärmeanlage spürbar Brennstoffkosten sparen hilft. Von Februar bis April deckt die Solarthermie bereits wieder einen erheblichen Teil der Warmwasserbereitstellung und verkürzt die Heizperiode. 

Solarwärme-Anlagen lassen sich mit jeder Art von Wärmeerzeuger kombinieren – egal, ob es sich um einen Gas-, Öl- oder Pelletskessel oder eine Wärmepumpe handelt. Wichtig für ein funktionierendes System: Damit sich Sonnenkollektoren und Heiztechnik nicht in die Quere kommen, müssen sie voneinander Kenntnis haben. Hersteller bieten deshalb heutzutage Systemregler an, die eine große Zahl von Steuerfunktionen für beide Wärmeerzeuger in einem Gerät vereinen. Viele dieser Geräte bieten auch eine Art Solarthermie-Check, weil sie Fehler in der Solaranlage erkennen können. Mit der Fehlermeldung direkt auf das Smartphone können Hausbewohnern dann schnell reagieren und den Handwerker rufen. So geht keine Solarwärme unnötig verloren.