Solare Wärme als Schlüsselfaktor der Energiewende

Moritz Ritter

Selten habe ich erlebt, dass jemand die Dringlichkeit der Energiewende so auf den Punkt gebracht hat wie Greta Thunberg bei der UN-Klimakonferenz in Katowice 2018. Insbesondere ihr Aufruf zum Handeln hat mich berührt. Denn es ist doch genau das, was meine Mitarbeiter und mich in unserem täglichen Tun motiviert: Die Energiewende aktiv mitzugestalten und voranzutreiben.

Doch wie sieht es mit den aktuellen Rahmenbedingungen aus, innerhalb derer wir handeln? Das GebäudeEnergieGesetz (GEG) wird das Energieeinsparungsgesetz (EnEG), die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) ablösen. Zweifelsohne ist es ein notwendiger Schritt, diese Gesetze zusammenzufassen. Allerdings ist dieses Vorgehen an den Koalitionsvertrag gefesselt, der besagt, dass es zu keiner Verschärfung der Vorgaben kommen darf. Es ist also nicht verwunderlich, dass hier leider kein neuer Impuls für die Erneuerbaren Energien zu erwarten ist. Hoffen darf man immerhin auf Impulse, die von einer Novellierung des Marktanreizprogramms (MAP) ausgehen könnten.

Besser sieht es mit dem Anfang des Jahres fast einstimmig beschlossenen Kohleausstieg aus. Bis 2038 soll das letzte Kohlekraftwerk vom Netz gehen. Dieser Ausstieg kommt jedoch für die Klimaziele einige Jahre zu spät. Außerdem stellt er für die Transformation des Stromsektors eine nicht zu unterschätzende Herausforderung dar. Denn zusätzlich werden – wie schon mehrfach beschlossen – alle Atomkraftwerke bis 2022 abgeschaltet. Das bedeutet, dass die aktuellen Photovoltaik- und Windenergiekapazitäten mindestens verdreifacht werden müssen, falls der Stromverbrauch nicht weiter ansteigt. Aktuelle Aktivitäten im Bereich der Sektorkopplung lassen allerdings anderes vermuten. Der Stromverbrauch wird voraussichtlich deutlich ansteigen. Vor allem im Winter wird Strom ein kostbares Gut.

Strom ist jedoch nur ein Baustein in der Energiewende, und keineswegs der größte. Nach wie vor wird in Deutschland rund die Hälfte der Primärenergie für Wärme und nur jeweils ein Viertel für Strom und den Verkehr verwendet. Hinzu kommt, dass im Winter deutlich mehr Wärme benötigt wird als im Sommer.

Das spricht für die Solarthermie. Sie ist mit ihrem hervorragenden Wirkungsgrad ein zuverlässiger Energielieferant. Mit aktueller Technik ist ein solarer Deckungsgrad von über 50 Prozent problemlos möglich. Kombiniert mit einem Pelletskessel ist eine Heizung, die Ressourcen schont und eine neutrale Kohlendioxid-Bilanz aufweist, schon lange Realität.

Die Sektorkopplung macht nur in Kombination mit einer Brennstoffzelle richtig Sinn. Denn sie produziert im Winter Strom und Wärme. Das bedeutet: Jede erneuerbare Energie hat ihre Berechtigung und ihre Spezialität im Einsatz. Es gibt immer ein Für und Wider. Doch wie kann es sein, dass es noch darum geht? Wir haben schon viel Zeit verloren, die wir eigentlich für die Energiewende hätten aufbringen sollen. An einem Strang ziehen, das muss meiner Meinung nach das Ziel sein. Die Energiewende ist keine Frage der Technologien mehr.  Sie ist eine Frage des Handelns.

Moritz Ritter

Geschäftsführer der Ritter Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co. KG und Vizepräsident des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW)