Seit Jahresanfang sind neue gesetzliche Rahmenbedingungen für den Bausektor in Kraft. Vor allem von der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) versprechen sich viele einen Aufschwung für den Einsatz von regenerativen Energiesystemen. Wir haben mit Ullrich Hintzen, Vorstand des Chemnitzer Bauunternehmens FASA AG, über die neuen Konditionen und seine Kritik an der alten BAFA-Förderung gesprochen.

Solarthermie-Jahrbuch: Das Jahr 2021 bringt erhebliche Veränderungen für den Bausektor. Stichworte sind Gebäudeenergiegesetz (GEG) und Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Sind Sie zufrieden mit Blick auf die Solarthermie? Steht der Durchbruch bevor?

Ullrich Hintzen ist Mitgründer und Vorstand der FASA AG. Foto: Volkmer Zichner

Ullrich Hintzen: Ich bin nicht beglückt und dafür gibt es zwei wesentliche Gründe. Zum einen: Nahezu alle Fördermöglichkeiten haben nach wie vor zwei Basiskriterien als Fördervoraussetzung, den Primärenergieverbrauch und den Transmissionswärmeverlust. Letzteres nennen wir das Dämmstofflobby-Kriterium, aus unserer Sicht ist es völlig überflüssig. Der Primärenergieverbrauch ist der vernünftigste und umfassende Maßstab. Zum anderen ist die Zuschuss-Förderung für erneuerbare Energiekonzepte für Neubauten aktuell komplett ausgesetzt, voraussichtlich bis Mitte 2021.

Vor allem von der BEG erwarten sich Fachleute viel. Immerhin ist es das Ziel der Bundesregierung, mit attraktiven Fördersätzen den Einsatz von erneuerbaren Energien in Gebäuden voranzutreiben. Sind Sie ebenso optimistisch?

Hintzen: Eher nicht. Soweit wir es momentan nachvollziehen können, ist die Zuschuss-Förderung für energieeffiziente Neubauten momentan komplett ausgesetzt, wie oben schon gesagt. Das heißt, alle Gebäude, die aktuell in der Pipeline sind, können nicht berücksichtigt werden. Erst ab Jahresmitte 2021 soll es eine neue Zuschussförderung geben. Wir hängen bei der Energiewende „Wärme“ weit hinter den gesetzten Zielen der Bundesrepublik her und dann machen wir wieder einen Break. Warum? Gerade Kontinuität ist bei Bauprojekten wichtig und notwendig.

Anfang 2020 haben Sie – anders als viele andere Branchenteilnehmer – die neuen, verbesserten Förderkonditionen im Marktanreizprogramm stark kritisiert. Die BAFA-Förderung haben Sie als „eine Katastrophe für Einfamilienhäuser“ bezeichnet. Was war der Stein des Anstoßes? Sah es für Mehrfamilienhäuser besser aus?

Hintzen: Ja, solarbeheizte Einfamilienhäuser mit einem solaren Deckungsgrad von 90 Prozent und einem Primärenergieverbrauch niedriger als der eines Passivhauses wurden nicht gefördert. Die Ursache, das oben erwähnte Transmissionswärme-Kriterium, bleibt im Förderkanon erhalten und torpediert alle Projekte, die keine KFW Standard größer oder gleich 55 einhalten! Das ist weder logisch noch intelligent.

Die Förderung für den Neubau von Mehrfamilienhäusern mit Solarthermie war positiv, da sie nicht an dieses Kriterium gekoppelt war. Dies ändert sich gerade zum Negativen.

Sie haben sich mit Ihrer Kritik auch an PolitikerInnen gewandt. Hat Ihre Kritik gefruchtet? Sind die Mängel, die Sie gesehen haben, in den neuen Förderkonditionen behoben?

Hintzen: Richtig, wir hatten eine völlig einseitige Förderung, zum Beispiel von Wärmepumpen für Heizung und Warmwasser gegenüber Solarthermie reklamiert. In der jetzigen neuen Bundesförderung für effiziente Gebäude ist diese Ungleichheit, speziell im Neubau, eliminiert und wir freuen uns darüber, dass die geplante Förderung ab Jahresmitte technologieoffen sein soll.

Das ganze Interview können Sie im Solarthermie-Jahrbuch 2021 lesen. Es erscheint im März, Bestellungen sind schon möglich.

Das Interview führte Ina Röpcke.

Dort, wo der Kreis ist, baut die FASA AG aktuell das Solardomizil III, Deutschlands größtes Sonnenhaus. Rechts daneben befindet sich die Wohnanlage Solardomizil I und II. Foto: FASA AG

Lesen Sie mehr über zwei Bauvorhaben der FASA AG, das Solardomizil III und den Solarturm an der Chemnitz.

Informationen über das Aktivsonnenhaus-Konzept der FASA AG mit solaren Deckungsgraden bis 90 Prozent finden Sie hier.