Klaus Vajen: „Es wird interessante Vorträge und spannende Workshops geben“

Vom 1. bis 3. September findet die EuroSun 2020 statt, veranstaltet von der Internationalen Solarenergie Gesellschaft ISES. Wie so viele anderen Tagungen auch, kann man die bedeutendste europäische Solarthermie-Konferenz in diesem Jahr nur virtuell besuchen. ISES-Präsident Professor Klaus Vajen von der Universität Kassel erklärt im Interview mit dem Solarthermie-Jahrbuch, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Neues erwartet.

Herr Vajen, wegen der Corona-Pandemie findet die EuroSun 2020 online statt. Wie sehr bedauern Sie das?
Es ist schade, die KollegInnen aus aller Welt nicht persönlich treffen zu können. Das wird anders. Im Mai hat das Symposium Solarthermie bereits online stattgefunden. Anfangs war ich bezüglich einer virtuellen Konferenz etwas skeptisch. Aber das Format hatte auch was, vielleicht auch, weil es ein wenig den Hauch des Neuen hatte. Jedenfalls habe ich so viel von den inhaltlichen Vorträgen mitbekommen wie seit bestimmt 20 Jahren nicht mehr. Sonst steht man ja doch oft außerhalb der Vortragsräume, hält Small Talk und nennt das Vernetzung.

Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der EuroSun 2020?
Technisch wird das sehr ähnlich zum Symposium Solarthermie sein. Die Vorträge, die übertragen werden, das wird fast so sein, als würde man im Saal sitzen. Auch Fragen können gestellt werden. Die Posterausstellung wird wahrscheinlich sogar noch intensiver als sonst, weil man über den ganzen Tagungszeitraum per Videotalk direkt mit den Autorinnen und Autoren kommunizieren kann. Überhaupt wird Kommunikation und Vernetzung groß geschrieben: Was es bei der EuroSun2020 zum Beispiel geben wird, ist ein Forum für Zufallsbekanntschaften, so wie bei einer analogen Tagung in der „Kaffeeschlange“.

Für Austausch ist also gesorgt. Und über welche Themen werden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer austauschen können? Welche fachlichen Schwerpunkte setzt die Konferenz?
Thermische Energieversorgungssysteme bilden den Schwerpunkt. Zum ersten Mal werden hier auch PVT und Photovoltaik in der Gebäudewärmeversorgung wichtige Themen sein. Zu PVT gibt es viele Beiträge, das ist ein sehr aktuelles Forschungsthema. Außerdem wird es unter anderem um solare Fern- und Prozesswärme gehen.

Gibt es Beiträge, auf die Sie sich besonders freuen?
Neben den wissenschaftlichen Beiträgen wird es sehr spannende Workshops geben, zum Beispiel zum wissenschaftlichen Publizieren. Das macht Yogi Goswami, der Chefredakteur unserer Zeitschrift Solar Energy. Der Workshop ist für junge WissenschaftlerInnen sicherlich ein Höhepunkt. Was wir auch zum ersten Mal integrieren, ist ein Netzwerktreffen für Frauen in der Solarenergie.

Gutes Stichwort. Wissenschaftliche Tagungen, auch wenn es um Solarenergie geht, sind meist sehr männerdominiert. Bei der EuroSun 2020 werden dagegen vier der sechs Hauptvorträge von Frauen gehalten.
Das war nicht zwingend beabsichtigt, ist aber auch kein Zufall. Wir haben diesmal zum ersten Mal die Hauptreden ausgeschrieben. Und dann haben wir viele gute Vorschläge von Frauen bekommen, auf die wir sonst auch ziemlich sicher nicht gekommen wären.

Vor fünfzig Jahren hat ISES ihren ersten Weltkongress veranstaltet. Seitdem haben die erneuerbaren Energien ein starkes Wachstum erfahren. Was sind die aktuellen Ziele der Vereinigung?
Es sind im Wesentlichen drei Punkte, die uns seit der Gründung vor 65 Jahren und wohl auch in Zukunft begleiten werden. Das ist zum einen die wissenschaftliche Kommunikation, das heißt Konferenzen veranstalten und wissenschaftliche Zeitschriften publizieren. Zum zweiten die politische Kommunikation. ISES ist als globale Nichtregierungsorganisation bei der UN akkreditiert. Auf Klimakonferenzen versuchen wir, zusammen mit anderen die Fahnen der Erneuerbaren hochzuhalten. Zum dritten die Vernetzung von Wissenschaftlern, technischen und ökonomischen Professionals, aber auch von Politikern – und das international insbesondere auch zwischen Entwicklungsländern und entwickelten Ländern. Diese Menschen zusammenzubringen zum Erfahrungsaustausch und zur Kooperation, das ist ein ganz wichtiger Baustein unserer Arbeit. Wir legen einen besonderen Wert auf die jüngere Generation. Dahingehend wollen wir noch weitere Aktivitäten starten. Wegen der Corona-Pandemie sind jetzt leider manche Zeitpläne etwas durcheinander geraten.

Das Interview führte Joachim Berner.

1 Kommentar

  1. Robert Hastings

    2. September 2020 at 15:05

    Good commentary, Klaus. Plus by virtual conferences is the enormous CO2 benefit from all the participants jetting around the world. Plus, since a long time is the proceedings on paper, which is also a real environmental burden. Minus are
    – No socializing with colleagues
    – No getting away from the office and visiting a new place
    – Less fun as a speaker to feel the response of the audience
    – No gadgets at the exhibition to touch, shake and assess.
    – No books or journals at a publisher stand to thumb through.
    – Less caos, which is exciting and inspiring.

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