Es muss nicht immer ein Neubau sein, wenn man das Eigenheim solartechnisch auf den neuesten Stand bringen will. Oftmals ist es sinnvoll, die alte Bausubstanz zu erhalten, wie das Beispiel einer Gebäudesanierung mit Solarthermie bei einem über hundert Jahre alten Hauses im Allgäu beweist.

Wendelin Heinzelmann ist seit über 30 Jahren für die Marke Paradigma der Ritter Energie im Solarthermie-Geschäft tätig und in dieser Branche einer der bekanntesten Verkäufer Deutschlands. Wer sich so leidenschaftlich für ein Produkt einsetzt, der ist auch bereit, das eigene Haus zur Verfügung zu stellen, wenn es darauf ankommt, etwas Neues auszuprobieren.

Als Paradigma erstmals ein Solarsystem entwickelte, das reines Wasser als Wärmeträger benutzt, hatte Wendelin Heinzelmann die Idee, eine der ersten Anlagen des Aqua-Systems auf seinem Elternhaus im Allgäu installieren zu lassen, um diese Technik bei einer Gebäudesanierung mit Solarthermie zu erproben.

Ein Stückholzherd für das ganze Haus

Dieses Haus wurde um 1900 errichtet und nur durch einen Wamslerherd beheizt, also durch einen Herd, der mit Stückholz befeuert wird und sich nicht nur fürs Kochen und Backen eignet, sondern auch über eine Wassertasche verfügt, in dem Wasser für den Heizkreis erwärmt wird. Die Leistung des Wamslerherdes reichte aus, um acht Heizkörper zu versorgen. Der Warmwasserspeicher fasste 300 Liter.

Um die 150 Quadratmeter große Wohnfläche zu beheizen, waren jährlich 15 bis 18 Raummeter Buchenholz erforderlich, das entspricht dem Heizwert von 2.025 bis 2.430 Litern Erdöl oder 4 bis 5 Tonnen Pellets. Die Warmwasserbereitung war im Sommer mühsam, weil sich im Kamin Warmluft staute – das machte damals allen zu schaffen, die auf einen Kamin angewiesen waren.

Das Aqua-System wurde im Jahr 2003 installiert und knapp zehn Jahre lang getestet. Mit Erfolg, denn seit einigen Jahren installiert Paradigma nichts anderes mehr. Wendelin Heinzelmanns Mutter, die noch heute im Haus wohnt, war von Anfang an von der neuen Anlage vor allem deshalb angetan, weil das mühsame Anheizen des Ofens im Sommer nun entfiel. Sie hatte nun warmes Wasser im Überfluss.

Sanierung mit Anbau und angepasster Dachneigung

Wendelin Heinzelmann entschied sich im Jahr 2012, das Elternhaus im Allgäu gründlich zu renovieren. Dies war der Anlass für die Gebäudesanierung mit Solarthermie, bei der Heinzelmann die Solarthermie-Anlage erneuert hat. Das alte Haus erhielt außerdem einen Anbau und die Dachneigung wurde von 45 Grad auf 30 Grad reduziert. Dadurch wurde mehr Raum im Dachgeschoss geschaffen und die Wohnfläche wuchs auf 280 Quadratmeter, hatte sich also fast verdoppelt. Die Wärmedämmung entspricht dem KfW-55-Standard.

Bei der Gebäudesanierung mit Solarthermie und Photovoltaik sind zwei Solaranlagen jeweils in Ost-West-Richtung entstanden.
Im Allgäu hat man schon immer die Sonnenenergie passiv genutzt, indem man die Giebel der Gebäude nach Süden ausgerichtet hat. Daraus ergab sich für das zu sanierende Gebäude zwangsläufig, dass beide Solaranlagen jeweils in Ost-West-Richtung orientiert sind. Die beiden Photovoltaik-Generatoren sind, dem Leistungsverhältnis entsprechend, dreieinhalbmal so groß wie die beiden Solarkollektorfelder. Foto: Wendelin Heinzelmann

Die Luftaufnahme macht das Leistungsverhältnis zwischen Solarthermie und Photovoltaik deutlich. Um die gleiche Leistung zu erzielen, muss die Photovoltaik-Fläche drei- bis viermal so groß sein wie die Solarkollektorfläche. Die Solarmodule bedecken 68 Quadratmeter des Daches und leisten knapp 9,9 Kilowatt. Dem Bauherrn war daran gelegen, unter der 10-Kilowatt-Grenze zu bleiben, um die höchste Einspeisevergütung zu bekommen und um vor Abschaltungen bei Überlastung des Netzes sicher zu sein.

Wärmeverteilung mit Wandheizungen

Die Solarkollektoren haben eine Leistung von 14 Kilowatt und bedecken insgesamt eine Fläche von 20 Quadratmeter. Die Anlage ist als Speicherkaskade mit zwei Pufferspeichern ausgelegt (PS Plus 800 und Aqua Espresso 630 mit Frischwasserstation) und wird durch einen Pelletskessel mit 10 Kilowatt Leistung ergänzt. Auch der Wamslerherd ist an den Heizkreis angeschlossen, wird aber zurzeit nicht genutzt. Im neuen Anbau gibt es nur Wandheizungen, und im Altbau sind die Radiatoren geblieben. Für die Gemütlichkeit im Dachgeschoss sorgt ein Kaminofen.

Um dieses nach der Gebäudesanierung mit Solarthermie stark vergrößerte Wohngebäude zu heizen, reichen nun 3 bis 4 Tonnen Pellets pro Jahr, und der Kaminofen braucht etwa zwei Raummeter Stückholz. Dieses Beispiel hat sich schnell im Ort herumgesprochen, und nach und nach erschienen auch auf etlichen Nachbardächern die blauen Kollektoren.