Am 10. Juli 2020 hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Jülich seinen zweiten Solarturm eröffnet. Er er­laubt es Forschen­den, auf drei Ver­such­sebe­nen gleich­zei­tig Ex­pe­ri­men­te durchzu­füh­ren.

DLR stärkt mit Solarturm die solarthermische Forschung

„Solarthermische Kraftwerke sind ein wichtiges Element in einem zukünftigen Energiesystem ohne fossile Brennstoffe“, erklärt DLR-Vorstand Professor Karsten Lemmer, warum die Forschungseinrichtung in einen zweiten Solarturm investiert hat. Die Einsatzmöglichkeiten von Solarthermie hält Lemmer für vielfältig: „Sie reichen von Kraftwerken, die Strom und Wärme erzeugen, über kostengünstige Wärmespeicher und Anlagen, die Wasserstoff aus Wasser abspalten.“ Mit dem zweiten Solarturm könnten gemeinsame Forschungsaktivitäten von Wissenschaft und Industrie jetzt deutlich an Tempo gewinnen.

Gleichzeitig forschen

Laut DLR ist die Nachfrage nach Versuchskapazitäten über die Jahre immer weiter gestiegen. Deshalb reiche die Kapazität des ersten Solarturms bereits seit längerer Zeit nicht mehr aus. Im neuen Multifokusturm gibt es drei Testebenen, auf denen zeitgleich Versuche stattfinden können. Eine neue Betriebssoftware ermögliche die parallele Bestrahlung aller drei Ebenen. „Das spart Zeit – auch dadurch, dass während des Auf- und Abbaus die Versuche auf den anderen Etagen weiterlaufen können“, erklärt Lemmer. Den Bau des Multifokusturms hat das Land Nordrhein-Westfalen mit 5,3 Millionen Euro und das Bundeswirtschaftsministerium mit über einer Million Euro gefördert.

Im Fokus: Wasserstoff und Treibstoffe aus Sonnenlicht

Für alle drei Ebenen sind bereits Experimente in Vorbereitung. Einer der Schwerpunkte: die Erzeugung von Wasserstoff. Wasserstoff ist einer der Ausgangsstoffe, aus denen so genannte Solar Fuels hergestellt werden können. Bei ihnen handelt es sich um CO₂-neutrale Alternativen zu herkömmlichen Treibstoffen aus fossilen Ressourcen. Außerdem werden die Forschenden in Jülich an verlustarmen und preisgünstigen Wärmespeichermaterialien arbeiten. Die DLR-Solarforschung arbeitet zum Beispiel an keramischen Partikeln und Flüssigsalz als Speichermedien für Solarkraftwerke.