DGS-Präsident Bernhard Weyres-Borchert. Foto: DGS

Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) wurde 1975 in München gegründet. Seit 1989 ist sie gleichzeitig die deutsche Sektion der International Solar Energy Society (ISES). Die DGS ist ein eingetragener Verein und als gemeinnützig anerkannt.

Die DGS vertritt die Interessen von Verbrauchern und Anwendern für die Bereiche Erneuerbare Energie und der rationellen Verwendung von Energie. Ihre Markenzeichen sind Unabhängigkeit, Produktneutralität und Verbrauchernähe.

Ausgangspunkt der Gründung vor 44 Jahren war die Auffassung, dass das heutige, auf fossiler und atomarer Energie basierende Energiesystem aufgrund seiner irreversiblen Schäden an Mensch und Umwelt unsere Existenz gefährdet und deshalb zügig umgebaut werden. Daher steht die DGS für die Transformation unserer derzeitigen, überwiegend auf wertvollen Rohstoffen basierenden Energieversorgung hin zu einer Ablösung durch 100 % erneuerbare Energien spätestens bis 2040. Für die DGS steht bei dieser Transformation die Nutzung der Sonnenenergie im Mittelpunkt. Insbesondere die dezentrale Nutzung der Sonne als Energiequelle zur Strom- und Wärmegewinnung spielt hierbei eine Schlüsselrolle. Effizienzsteigerung und Energieeinsparung sind für uns weitere unverzichtbare Bestandteile einer zukunftsfähigen Energiestrategie.

Die Solarthermie ist eine ausgereifte Technik, die seit ihren ersten Anwendungen in den 70er Jahren kontinuierlich weiterentwickelt wurde und heute die effizientesten Systeme zur Erzeugung von Niedertemperaturwärme aus Sonnenenergie bereitstellt. Neben dem klassischen Einsatz gewinnt die Solarthermie zunehmend an Bedeutung, wenn es um die Wärmeversorgung von Quartieren oder ganzen Städten geht. Die Solarthermie mit ihrer direkten Erzeugung von Wärme ohne Umwege ist für die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie ein zentrales Element einer erfolgreichen Wärmewende, von der Standardanlage bis zum Sonnenhaus, von der Einzellösung bis zum Verbundprojekt.

Unnötig steigender Strombedarf

Die derzeit stärker werdende Tendenz, erneuerbaren Strom nicht nur im Strom- und Verkehrs-, sondern auch im Wärmesektor einzusetzen, verkennt den damit unnötig steigenden Bedarf und die zunehmende Abhängigkeit von elektrischer Energie. Es ist nicht klug, nur auf eine Energieform, den elektrischen Strom zu setzen, denn damit schwindet die Versorgungssischerheit, die sich auf mehrere Energiequellen stützt, und die Anfälligkeit des Gesamtsystems nimmt zu. Im Wohngebäudebestand oder in industriellen Niedertemperaturprozessen bis zur solaren Nahwärmelösung stellt die Solarthermie bereits heute ohne CO2-Abgabe eine wirtschaftliche Form der Wärmebereitstellung dar und sollte nicht ohne Not von erneuerbarem Strom verdrängt werden.

Was wir auf dem Weg zu einer vollständigen Ablösung der Verbrennungstechnologien durch intelligente erneuerbare Energiesysteme nicht gebrauchen können, ist eine Konkurrenzsituation zwischen den Verbänden und ihren Zielen. Jede Technik, die auf der Nutzung erneuerbarer Energien beruht, ist zwar in Bezug auf die Kohlenstoffdioxid-Problematik günstiger als eine Verbrennungstechnologie, sie hat dennoch ihre Vor- und Nachteile. Aus Sicht der DGS ist es absolut notwendig, dass sich die existierenden Erneuerbaren-Energie-Verbände nicht als Konkurrenten, sondern als Verbündete verstehen.

Gemeinsame Positionen auszuloten, gemeinsam geschlossen aufzutreten und den Dialog zu suchen, beispielsweise mit dem Bündnis Bürgerenergie und dem Solarenergie-Förderverein (SFV), oder mit Wirtschaftsverbänden, vor allem dem Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) und dem Bundesverband Windenergie (BWE), ist eine permanente Herausforderung. Wir brauchen Strom- und Wärmespeicher ebenso wie Strom- und Wärmenetze, wir brauchen die Photovoltaik und die Solarthermie. Und wir brauchen eine Beschleunigung des Energiewendeprozesses.

Bernhard Weyres-Borchert