Im Januar 1990 lud Josef Jenni zum Baden im solar beheizten Pool ein. Das Foto ging damals um die Welt.
Foto: Jenni Energietechnik

Wie robust sind große Solarheizungen? Das Sonnenhaus vom Schweizer Solarpionier Jenni, das seit 30 bewohnt wird, gibt Aufschluss.

Im Herbst dieses Jahres kann der Schweizer Solarpionier Josef Jenni ein besonderes Jubiläum feiern. 30 Jahre ist es dann her, dass das von ihm gebaute „Oberburger Sonnenhaus“ bezogen wurde. Als erstes ausschließlich solar beheiztes Haus Europas sorgte es damals für Schlagzeilen, weit über die Grenzen der Schweiz hinaus. Bei der Technik gab es zwischenzeitlich kleine Ausbesserungen, in der Summe funktioniert das Heizkonzept aber bis heute einwandfrei.

Ein ganzjährig solar beheiztes Haus im Schweizer Mittelland mit viel Nebel im Winter, das galt damals als utopisch. „Die meisten Fachleute hielten das für ein unerreichbares Ziel. Es sei nicht möglich, soviel Wärme vom Sommer in den Winter mitzunehmen und dergleichen, waren die Bedenken“, erzählt Josef Jenni. Für ihn und seinen Bruder Erwin war es schon lange ein Traum, an den sie fest glaubten. Ihre intensiven Bemühungen, einen genügend risikofreudigen und finanzkräftigen Bauherren zu finden, trugen viele Jahre keine Früchte. Erst eine großzügige Unterstützung des Kantons Bern und „andere glückliche Umstände“ machten es ihnen Ende der 1980er Jahre möglich, selber ein derartiges Haus zu bauen.

Sonnenhaus vom Solarpionier Jenni

Als 1989 das Sonnenhaus auf dem Firmengelände der Jenni Energietechnik AG gebaut wurde, wusste keiner, wie ein Haus beschaffen sein muss, das ausschließlich mit Sonnenenergie beheizt wird, und welche Speicherkapazität dafür nötig sein würde. Die Brüder überlegten sich folgendes Konzept: Auf dem nach Süden gerichteten Dach sollten 84 Quadratmeter Solarkollektoren installiert werden. Für die Langzeitwärmespeicherung planten sie 118 Kubikmeter Wasserspeicher aus der eigenen Fertigung ein. Sie entschieden für einen Speicher mit 92 und zwei mit 13 Kubikmeter Fassungsvermögen, die im Haus platziert wurden. Bereits im Herbst 1989 waren die Speicher vollständig aufgeladen und es stellte sich schnell heraus, dass sie viel zu groß waren. Denn sie speichern viermal mehr Energie wie nötig, und so stellte Josef Jenni mitten im Winter 1990 einen Swimmingpool in den Garten des Hauses und heizte ihn mit der überschüssigen Wärme drei Tage lang auf 37 Grad Celsius. Das Bild vom Baden in dem solar beheizten Pool ging damals um die Welt.

Robuste Sonnenhaus-Technik

Bis April 2018 lebte Erwin Jenni mit seiner Familie im „Sonnenhaus 100 %“. Danach zogen andere Mieter ein, die nicht zur Familie oder zur Firma gehören. Viele Veränderungen an der Technik hat es nicht gegeben.

Um die überschüssige Wärme sinnvoll zu nutzen, bildet das Haus seit 1996 mit den beiden Fertigungsgebäuden der Jenni Energietechnik AG einen Wärmeverbund. Nach elf Betriebsjahren erreichten die Batterien für den Solarstrom ihr Lebensende. Denn um auch beim Strom autark zu sein, hatten die Jenni-Brüder eine Photovoltaikanlage mit 48 Kilowatt Leistung auf dem gleichen Dach wie die Solarkollektoren installieren lassen. Die elektrische Energie wurde in Blei-Akkus gespeichert. Jetzt wurde das Haus an das Stromnetz angeschlossen. Nach etwa 25 Jahren tauschten sie außerdem die Kollektor-Wellabdeckung aus.

„Die Anlage läuft seit Beginn ohne größeren Unterhalt und ohne Reparaturen“, sagt Josef Jenni heute. „Regelmäßige Überprüfungen der Anlage wie vom Betriebsdruck werden von den Mietern vorgenommen.“ Dass die Heiztechnik in dem Haus überdimensioniert ist, bestätigt er, ohne zu zögern. „Für uns war von Anfang an klar, dass wir zu viel Material verwendet hatten. Wir haben das Haus nie als ‚Eins-zu-eins-Modell‘ verstanden, wie Häuser in der Zukunft gebaut werden sollten. Wir wollten lediglich beweisen, dass ein völlig mit Sonnenergie versorgtes Haus gebaut werden kann. Es sollte Anstöße geben, in welche Richtung es gehen kann.“

In den darauffolgenden Jahren wurden die Größen von Wärmespeicher und Kollektorfläche in Sonnenhäusern kontinuierlich verkleinert und auch 100 Prozent solare Deckung sind aus Gründen der Wirtschaftlichkeit nicht das Ziel. Ein Beispiel für ein Sonnenhaus mit kleiner dimensionierter Heiztechnik befindet sich in der Nähe von Landshut.